Aurel wünscht sich seine Mama zurück

Aurel ist vier Jahre alt. Er hat große, neugierige Augen, rote Wangen und blondes, wuscheliges Haar. Wer ihm begegnet, wird schnell von seinem offenen Lächeln und seiner lebhaften Art angesteckt. Doch hinter dieser Fröhlichkeit verbirgt sich eine Geschichte, die viel zu schwer für ein Kind ist.

Gemeinsam mit seinen beiden Geschwistern lebt Aurel bei seiner Großmutter in einem kleinen Ort in der Republik Moldau. Seine Mama musste das Land verlassen, um im Ausland Arbeit zu finden. Für die zurückgelassene Großmutter ist es schwer mit den drei Kindern, ihrem kranken Bruder und einem maroden Haus über die Runden zu kommen.

Getrennt durch Not – vereint durch Sehnsucht

Als in der Ukraine der Krieg ausbrach, flüchtete Aurels Mutter mit den Kindern zu ihrer eigenen Mutter nach Moldau. Doch weil es dort kaum Verdienstmöglichkeiten gibt, ging sie erst nach Italien und dann später nach Polen. Sie hoffte, ihren Kindern mit der Arbeit im Ausland ein besseres Leben ermöglichen zu können. Doch auch dort fand sie kein Glück: monatelang kein Gehalt, miserable Lebensbedingungen, kein warmes Essen.

Die Kinder verstehen nicht, warum ihre Mama nicht bei ihnen ist. Doch sie spüren die Lücke jeden Tag. Besonders Aurel fragt oft: „Wann kommt Mama wieder?“

Wenn die Ersparnisse es zulassen, telefonieren sie jeden Abend mit ihrer Mama. Manchmal gibt es nicht viel zu erzählen, aber alleine die Stimme der Mutter zu hören, gibt ihnen die Sicherheit, dass sie noch da ist, sie nicht verlassen hat.

Ein kleiner Junge mit großen Schätzen

Unsere CONCORDIA Mitarbeiterin besuchte die Familie vor einigen Wochen. Kaum war sie durch die Tür, drängte Aurel sie hinein. Voller Energie setzte er sie auf das Bett der Großmutter und rannte los um seine kleine Blechschachtel zu holen.

„Das sind meine Schätze!“, flüsterte er und blickte sich vorsichtig um, als wolle er sicherstellen, dass niemand ihn hört. In der Schachtel: ein paar moldauische Münzen, sorgfältig aufgereiht. Dann geschah etwas Besonderes: Unsere Kollegin erinnerte sich an eine 1-Euro-Münze in ihrer Tasche und zeigte sie Aurel.

„Schau, die Münze ist aus dem Land, wo deine Mama jetzt ist“, erklärte sie. Aurels Augen wurden groß. „Hat meine Mama sie dir gegeben? Ist die von ihr?“ Er nahm die Münze behutsam entgegen, als wäre sie aus Gold. Unsere Mitarbeiterin brachte es nicht übers Herz zu sagen, dass die Münze nicht direkt von seiner Mama kam. Später wusch er sie draußen mit Seife und legte sie vorsichtig zu seinen anderen „Schätzen“. Für ihn war es mehr als eine Münze – es war ein Stück von seiner Mama.

Alltag zwischen Not und Hoffnung

Die Großmutter versucht, stark zu bleiben. Doch die Realität ist hart: keine Rente, kein geregeltes Einkommen. Im letzten Winter gab es oft weder Holz zum Heizen noch genug zu essen. Das Dach des Hauses ist undicht, die Toilette steht draußen, geheizt wird mit allem, was irgendwie brennt.

Und doch gibt sie nicht auf. „So schwer es auch ist, ich werde mein Bestes tun um sie großzuziehen. Sie sind mein Herz“, sagt sie mit fester Stimme.

Ihre Hilfe macht einen Unterschied

CONCORDIA unterstützt Aurel und seine Familie mit Lebensmittelpaketen und finanzieller Hilfe. Doch es braucht mehr für diese Familie und viele andere, die jeden Tag ums Überleben kämpfen.

Jetzt spenden

Mit Ihrer Spende schenken Sie Essen, Wärme, Sicherheit – und Aurel ein Stück Kindheit zurück.

Warum so viele Kinder ohne ihre Eltern aufwachsen

Die Republik Moldau ist eines der ärmsten Länder Europas. Besonders Kinder in ländlichen Regionen sind von extremer Armut betroffen: Knapp 45 % der Kinder leben in absoluter Armut – das ist mehr als jedes dritte Kind. Viele Haushalte verfügen pro Person über weniger als 170 Euro im Monat, wovon der Großteil für das Allernötigste wie Lebensmittel oder Heizmaterial aufgewendet werden muss.

Diese Not treibt viele Eltern dazu, das Land zu verlassen. Auf der Suche nach Arbeit gehen sie in die Europäischen Union oder nach Russland. Heute lebt rund ein Drittel aller Erwerbstätigen im Ausland. Die Folgen sind dramatisch: Rund 150.000 Kinder wachsen ohne ein oder beide Elternteile auf. Sie bleiben bei Großeltern, Verwandten oder in Betreuungseinrichtungen zurück, viele werden zu sogenannten „Sozialwaisen“.

Auch Aurel gehört zu diesen Kindern. Seine Mutter sucht in Polen verzweifelt nach einem sicheren Arbeitsplatz. Doch während sie kämpft, fehlt sie ihren Kindern jeden Tag. Die emotionale Belastung für Aurel, seine Geschwister und die Großmutter ist groß. Trotz täglicher Telefonate bleibt eine Lücke, die kein Bildschirm füllen kann. Für viele Kinder bedeutet die Abwesenheit der Eltern Unsicherheit, Trauer und den Verlust eines echten Zuhauses.

Newsletter