Weltarmutstag 2023

Was muss sich ändern, damit Kinder und Jugendliche den generationsübergreifenden Teufelskreis der Armut durchbrechen können?

Menschen, die in extremer Armut leben arbeiten häufig im informellen Sektor, nicht registriert, nicht versichert, nicht arbeitsrechtlich geschützt. Die am stärksten Ausgegrenzten haben keine andere Wahl, als unannehmbare Situationen zu akzeptieren. Trotz langer Arbeitszeiten sind sie nicht in der Lage, genug zu verdienen, um sich und ihre Familien zu ernähren. Oft verdienen Kinder und Jugendliche etwas für das Überleben ihrer Familien dazu, anstatt zu Schule zu gehen, was wiederum die Chance und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zunichtemacht – ein Teufelskreis. Nicht nur in Ländern des Globalen Südens, sondern keine zwei Flugstunden von Wien entfernt – in Ländern wie Rumänien, Bulgarien, Kosovo, Moldau.

Es ist eine Tatsache, dass vor allem ArbeitnehmerInnen mit niedrigem Bildungsniveau im informellen Sektor arbeiten.

Unsere Antwort auf Armut: Bildung.

Wir sind der festen Überzeugung, dass der Kreislauf der Armut, in denen sich die Familien mit denen wir arbeiten über ganze Generationen hinweg befinden, nur durch Bildung nachhaltig durchbrochen werden kann. Daher ist Bildung ein Querschnittsthema in all unseren Programmen und auf systemischer Ebene. Wir schaffen Brücken der Zusammenarbeit zwischen dem Bildungssystem und dem sozialen Dienstleistungssektor, arbeiten mit Lehrenden, Partnerorganisationen und EntscheidungsträgerInnen zusammen, um sicherzustellen, dass Kinder und Jugendlichen ein respektvolles und ermutigendes Umfeld vorfinden. Wir setzen uns dafür ein, dass alle Kinder täglich zur Schule gehen können, alle notwendigen Lernmaterialien, Kleidung und eine warme Mahlzeit erhalten.

Für einen Ausbau von Tageszentren und niederschwelligen Bildungsstätten im Kampf gegen extreme Armut

Rumänien: Netzwerk für Kindertageszentren - Sprachrohr für armutsbetroffene Kinder

CentreZI RO ist ein nationales Netzwerk von Kindertageszentren, das von CONCORDIA Rumänien 2021 mitgegründet wurde und inzwischen 143 aktive Mitglieder zählt.

Das Netzwerk will dazu beitragen, den Kreislauf von extremer Armut und sozialer Ungerechtigkeit zu durchbrechen, indem es Präventionsmaßnahmen gegen Bildungsabbrüche von gefährdeten Kindern setzt. Auf nationaler Ebene gibt es 860 Tageseinrichtungen für Kinder, von denen 74 % in städtischen und nur 26 % in ländlichen Gebieten liegen. Der ländliche Raum ist nach wie vor unzureichend mit sozialen Diensten für die Bevölkerung versorgt, die diese wirklich benötigt. Um die Effizienz von Tagesbetreuungseinrichtungen zu erhöhen, wurde das CentreZI RO geschaffen, das zur Entwicklung von mehr als 40 unterversorgten Gemeinden in ländlichen und städtischen Gebieten beiträgt.

Diana Certan Geschäftsführerin CONCORDIA Rumänien
"Wir haben das nationale Netzwerk der Tageszentren aufgebaut, um die Bedürfnisse der Kinder besser zu verstehen und sie durch systematische Ansprache der lokalen und zentralen Behörden unterstützen zu können. Jetzt, nach zwei Jahren Betrieb, haben wir eine konkrete Kenntnis der Situation. Derzeit decken die lokalen Kindertageszentren aufgrund der Unterfinanzierung nur 30 % des sozialen Bedarfs ab. Nach unseren Schätzungen wären 3.000 solcher Zentren erforderlich. Wir brauchen einen starken Impuls von allen EntscheidungsträgerInnen, um die Situation zu entschärfen."

An den von CONCORDIA entwickelten Kindertageszentren haben sich bisher mehr als 1.500 AkteurInnen, Begünstigte und Fachleute aus dem Sozialwesen beteiligt. Mehr als 600 Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben von den Maßnahmen des Programms profitiert.

Wie Tageszentren arbeiten und welche Rolle sie spielen

Kinder und Familien, die von sozioökonomischer Not betroffen sind, haben oft keine warme Mahlzeit, keine Kleidung, keine Schulsachen und nicht einmal eine Wohnung für Kinder und Eltern, was dazu führt, dass sie vernachlässigt werden und aus der Familie und der Schule ausscheiden.

In Rumänien haben sich die Tageszentren in den letzten Jahren zu Einrichtungen entwickelt, die das Wesen des sozialen Handelns verkörpern, wenn es um die Unterstützung gefährdeter Menschen geht. Es sind Zentren, in denen Prävention betrieben und Kindern in den schlimmsten Situationen der Marginalisierung oder Ausgrenzung geholfen wird. Es sind Orte, an denen multidisziplinäre und integrierte Arbeit geleistet wird, an denen eine individuelle, bedarfsgerechte Unterstützung angeboten wird, und das alles auf möglichst flexible, pragmatische und kreative Weise. Sie sind nicht nur zu sicheren und freundlichen Orten für Kinder und Jugendliche geworden, sondern auch zu Laboratorien für Innovation und Entwicklung für sehr große Gruppen von gefährdeten Kindern und Familien. Daher sind Investitionen in Kindertageszentren die sicherste und notwendigste Investition in die Zukunft von Kindern, die mit den Auswirkungen von Armut, Diskriminierung, Marginalisierung oder Ausgrenzung konfrontiert sind.

Newsletter Spenden