Internationaler Tag gegen Kinderarbeit

12.06.2022: Auch in Europa gibt es Kinderarbeit. Wo und warum es dazu kommt, erfahren Sie in hier.

Fast 160 Million Kinder auf der ganzen Welt erleben laut ILO (International Labor Organisation) keine unbeschwerte Kindheit, sondern müssen einer Arbeit nachgehen. Diese ist gefährlich, hält sie vom Schulunterricht ab oder schadet ihnen auf eine andere Art. Der Hauptgrund dafür ist die Armut der Eltern. Um diesem Kreislauf der Armut zu entkommen, muss Bildung für alle Kinder zugänglich sein. Wenn Kinder in die Schule gehen, und ausreichend Unterstützung erfahren, wenn ihren Eltern Alternativen aus der Not angeboten werden – dann ist das die wirkungsvollste Maßnahme gegen Kinderarbeit, von der vor allem Kinder aus diskriminierten Randgruppen betroffen sind.

Kinderarbeit in Europa

Auch in Europa gibt es Länder in denen Kinderarbeit auf der Tagesordnung steht. Ein Beispiel dafür ist der Kosovo. Jedes sechste Kind zwischen fünf und 17 Jahren muss im Kosovo die Familie mit Einkommen oder anderer Arbeit unterstützen, um nicht hungern zu müssen.

Reguläre Arbeit für Erwachsene gibt es im Kosovo nur wenig und auch kein funktionierendes Sozialsystem. Viele Familien sind deshalb gezwungen ihre Söhne und Töchter auf die Straße statt in die Schule zu schicken. Dort sammeln sie Müll oder gehen Betteln.

Was bedeutet Kinderarbeit?
Als Kinderarbeit bezeichnet man Arbeiten, für die Kinder zu jung sind, die ausbeuterisch oder gefährlich sind, die körperliche oder seelische Entwicklung schädigen oder die Kinder vom Schulbesuch abhalten. Kinderarbeit verstößt gegen die weltweit gültigen Kinderrechte. Das Mithelfen im Haushalt oder die legale Beschäftigung von Jugendlichen fällt nicht unter Kinderarbeit.

Wenn betteln der einzige Ausweg aus dem Hunger ist

Kinder tollen über den Betonboden eines Vorhofes in Prizren, einer Stadt im Süden Kosovos. Als Spielzeug dienen alte Plastikkübel und Fetzen aus Stoff. Eine junge Frau kniet am Boden und wäscht mit dem Gartenschlauch dutzende Gläser und Töpfe. Aferdita B. steht abseits und beobachtet das Geschehen. Seit etwa acht Jahren lebt sie hier mit ihrem Mann Naser. Die beiden haben neun Söhne und fünf Töchter, von denen einige auch bereits selbst Kinder bekommen haben. Insgesamt 24 Menschen bewohnen eine Baracke aus zwei Zimmern und einem schmalen Gang. Das Dach ist undicht „Regnet es, tropft Wasser rein“, sagt Aferdita, die vom Staat monatlich etwa 100 Euro Rente bekommt. Die Miete für die baufällige Hütte ist aber mehr als doppelt so hoch.

Aferditas Mann kann nicht arbeiten gehen, er ist gesundheitlich angeschlagen. Auch sie selbst fühlt sich oft nicht gut. Die Familienmitglieder versuchen hin und wieder einen Job zu finden, was schwer ist, denn im Kosovo ist rund ein Viertel der Bevölkerung arbeitslos. Das Geld, das der großen Familie zur Verfügung steht reich so gut wie nie aus. Für Brennholz müssen die Burschen mit dem Karren in die Stadt und ort Holzabfälle sammeln. Nicht selten bleiben die Teller für zwei, drei Tage leer. Und dann vielleicht ein bisschen Brot. „Auch die Kleinen gehen manchmal ohne eine Mahlzeit ins Bett. Aber irgendwann brauchen sie was, weil sie wachsen.", erzählt Aferdita. Damit sie Nahrung kaufen kann, muss sie die Kinder zum Betteln schicken. Teilweise "verdienen" die Kinder damit bis zu 100 Euro am Tag. Die Schulbildung rückt damit für viele in den Hintergrund.

Ein Teufelskreis aus dem es auszubrechen gilt. CONCORDIA ist davon überzeugt, dass der Kreislauf der Armut nur durch Bildung gestoppt werden kann. Im Kosovo bieten wir in unserem Tageszentrum einen Kindergarten für die frühkindlichen Erziehung, Lern- und Hausaufgabenunterstützung für Schulkinder, Musikunterricht mit zwei Chören und einer Orchesterbesetzungen sowie ein Ausbildungsprogramm für Jugendlich. Zusätzlich startet aktuell unsere mobile Sozialarbeit, im Zuge dessen wir Lebenmittelpaktete an Familien in besonders armen Verhältnissen verteilen.

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